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Meilenstein

5. Februar 2024

Die Wahrnehmung von Titeln und die Art und Weise, wie Menschen sich definieren, sind kulturell bedingt. In Deutschland wird oft viel Wert auf formelle Titel und beruflichen Status gelegt, was stets mit Respekt und Anerkennung einhergeht, selbst wenn der Betreffende ansonsten eine Flasche ist. In den Niederlanden hingegen pfeift man auf das steife Herumeiern und legt man mehr Wert auf persönliche Eigenschaften, Ausstrahlung und Charakter. Das macht menschliche Verbindungen wärmer und authentischer. Die Wurzeln dafür liegen wahrscheinlich in der kulturellen Betonung von Gleichheit und Gemeinschaftssinn, die den Niederländern seit dem Mittelalter eingetrichtert wurde. In solchen Gesellschaften ist die individuelle Persönlichkeit wichtiger als ein formaler Titel.

Und wenn ich auch glaube, dass ich vieles von meinem Deutschsein in den letzten 17 Jahren hier in den Niederlanden verloren oder abgelegt habe, freut es mich doch, dass ich seit heute den Titel "Meester van het realisme" (Meister der realistischen Kunst) tragen darf. Trärä!

2024

28. Januar  2024

Und schon ist es wieder Januar, ein Monat mit einem R im Namen aus der grauen, toten Zone des Kalenders. Ein ganzes Jahr habe ich nun hier nichts geschrieben.

In den letzten 12 Monaten habe ich ein eher beschauliches Leben geführt, nur verpflichtet gegenüber meiner Malschule und meiner Familie. Um Ausstellungen habe ich einen großen Bogen gemacht, damit ist mir der Produktionsstress erspart geblieben sowie das Gerangel und Geschiebe rund um Deadlines, Abgabeterminen und Selbstdarstellungstheater vor den Eröffnungen.

Die Kunstwelt, oft als Ort der Genialität und Meisterschaft betrachtet, birgt auch ihre dunklen Seiten. Abseits des glanzvollen Scheins kämpft man als Künstler nicht nur mit Pinsel und Leinwand, sondern auch mit einem unsichtbaren Feind – dem Neid und Hass der Kollegen. Dieses wenig diskutierte Thema ist in der Kunstszene allgegenwärtig und beeinflusst verschiedene Bereiche von der Konkurrenz bis zur psychischen Gewalt.

Ich werde seit Jahren damit konfrontiert, und ich muss sagen: habe keine Lust mehr darauf. Schluss damit. Wo Neid und Missgunst regieren, leidet die kreative Energie, und die Kunst selbst gerät in den Hintergrund. Daher in Zukunft nur noch einige wenige kleine, beschauliche Ausstellungen in Museen oder in Galerien, in denen ich mich wohlfühle. Mit Kollegen, die ich mag und von denen ich weiß, dass sie mir niemals ein Messer hinterrücks zwischen die Rippen stechen würden. Für alles andere ist mir mein Leben zu kostbar und zu schade.

Und:
Ausstellungen sind oftmals themengebunden. Das bedeutet: im schlimmsten Fall zeichnet oder malt man 6 Monate und länger immer zum gleichen Thema, vielleicht die Katzen und Kleintiere der Nachbarn. Oder leichtbekleidete Dorfschönheiten. Bild nach Bild, Fließbandproduktion. Auch das will ich nicht mehr. Künstlerische Freiheit und Inspiration ist etwas anderes.

Ich habe meine Gelassenheit wiedergefunden. Die Freiheit zu tun und zu lassen was ich will. Im Moment bin ich sehr dankbar dafür.

Mit unserem Hausumbau hat sich noch nicht viel getan, alle Pläne liegen derzeit auf Eis. Mein Mann ist im letzten Jahr erkrankt und noch hoffe/n ich/wir, dass auch wieder andere Zeiten kommen. Zur Zeit bestehen beinahe alle unserer außerhäusigen Aktivitäten aus Besuchen in diversen Arztpraxen oder Krankenhäusern. Und natürlich muss und will ich zu jedem Termin mit: als emotionale Stütze sowieso, hin und wieder auch als Chauffeur, wenn er zu sehr malträtiert wurde. Da bleibt wenig Zeit und Energie für anderes.

Aber, wie gesagt, ich blicke hoffnungsvoll ins neue Jahr. Ein wenig Ausstellerei ist geplant, ab September läuft für ein halbes Jahr eine kleine, aber feine Ausstellung im Streekmuseum Krimpenerwaard in Krimpen aan den IJssel. Thema ist bäuerliches Leben und Natur an der IJssel.

Hier schon mal ein Bild dafür, noch in Arbeit natürlich. Darf ich vorstellen? Das ist Liesbeth, die Henne einer Freundin. Liesbeth ist ein sehr besonderes Huhn. Sobald man sich ihr nähert, kommt sie angelaufen, möchte auf den Arm genommen und gestreichelt werden. Sind keine Menschen in der Nähe, dann schmiegt sie sich an die Schafe, läßt sich von den Ziegen beschnuppern und genießt es, wenn die Katzen um ihre Beine streichen. Liesbeth lehrt die Menschen und Tiere auf dem Hof, dass Zärtlichkeit nicht nur zwischen Artgenossen, sondern auch über die Arten hinweg existieren kann. Zärtlichkeit als universelle Sprache, die die Herzen miteinander verbindet. 

Neue Website

10. Februar 2022

Für mich zwar prima, für alle Interessenten an meinen Mal- und Zeichenklassen aber schade: die Warteliste ist - trotz Corona - nicht kürzer geworden. Die Wartezeit auf einen freien Platz in meiner Malschule beträgt im Moment ca. 2 Jahre.

Für all diejenigen, die so lange nicht warten möchten oder können, habe ich eine gute Nachricht:

Es gibt nun eine Website für Online-Kurse.

Die Website ist noch im Aufbau - es kommen stets noch neue Lektionen und Lehrvideos hinzu. Eine Art Langzeitprojekt.

Das Lehrprogramm orientiert sich am Lehrprogramm der Akademien für Realistische Kunst, von denen es leider inzwischen in Deutschland keine einzige mehr gibt. Dafür umso mehr im restlichen Europa.

Sie lernen klassische Mal- und Zeichentechniken der alten Meister des 17. Jahrhunderts, aber auch zeitgenössische Techniken mit modernen Materialien. Der Schwerpunkt liegt jedoch stets auf realistischer Malerei und Zeichnung.

Falls Sie interessiert sind, dann schauen Sie doch mal vorbei...

https://www.kunstakademie-artis.de/

19. Juli 2021

Hochwasser

In den letzten Tagen haben wir viele besogte Anrufe und Emails erhalten (wofür so eine Flutkatastrophe doch gut ist 🙂 ). Soviel Betroffenheit, Nähe und Interesse zu spüren tut immer gut und streichelt die Seele, dennoch: wir haben Glück gehabt und sind mit einem blauen Auge davongekommen.
Vor 2 Jahren erst wurden die Deichanlagen um unser Dorf abgerissen und neue angelegt: stärker, breiter und vor allem wesentlich höher. Was haben wir geflucht und geschimpft, plötzlich war uns der Ausblick über die Maas verbaut und am hinteren Ende des Gartens erhob sich ein hässliches Gebilde aus knochenharter Tonerde. Sah anfänglich aus wie eine Mondlandschaft, denn selbst die Gras-Samen taten sich schwer, auf solch einem Boden zu keimen. Im letzten Jahr habe ich meinen Frieden mit dem Deich geschlossen, man kann sich entweder bis zum Grabe schwarzärgern oder aber das Unvermeidliche annehmen und es akzeptieren. Ich habe Wildblumensamen ausgesäht und ihn in eine grüne Streuwiese verwandelt. Inzwischen habe ich mich an seinen Anblick gewöhnt und finde ihn manchmal sogar richtig hübsch mit all seinen Blümchen und Wildkräutern.

Seit ein paar Tagen aber sind wir Freunde, ich und der Deich. Wäre er nicht gewesen, so massig, so hoch, dann säßen wir jetzt tief im Schlammassel. Das Wasser hätte ungefähr 2 Meter hoch in unserem Haus gestanden und auch in der Galerie.

Kantje boord sagt der Holländer. Oder auf Deutsch: Es war knapp. Hat mich 2 Nächte Schlaf gekostet, weil ich alle 2 Stunden - mit der Taschenlampe bewaffnet - auf den Deich gestiegen bin um zu schauen, wie hoch das Wasser inzwischen steht. Und es war eine Zitterpartie, weil kein Experte voraussagen konnte, ob die neuen Deiche halten. Und wie sie den Lauf der Maas beeinflussen, was sich natürlich dann auch in der Höhe des Wasserpegels niederschlägt. Schließlich waren die Anlagen ja noch nicht kampferprobt.

20 cm unter dem Deichkamm kam das Hochwasser zum Stehen. 20 Zentimeter! Das ist ungefähr der Abstand zwischen ausgestrecktem Mittelfinger und Daumen. So wenig und doch so viel.

Großes Aufatmen überall. Die Katastrophe ist nicht eingetreten. Mein kleines Dorf ist jetzt eine Insel mitten in der Maas, alle Polder sind vollgelaufen und wir sind von der Außenwelt abgeschnitten. Das wird sicher auch noch ein paar Tage so bleiben und eigentlich hat es auch was, komplett von Wasser umgeben zu sein. Wohin man hier in diesen Tagen auch geht - man schaut stets auf die Maas. Wunderschön.

Und sicher, ja, ich war wieder mit meiner Kamera unterwegs... 

17. Juni 2021

Talkshow

In dieser Woche war ich zu Gast in der wöchentlichen Talkshow bei TV Gennep, unserem lokalen Fernsehsender. Das Faszinierende vom Leben im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist ja, dass jeder reden kann, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die Deutschen reden Deutsch, die Niederländer niederländisch, und alle verstehen sich.

Hier also die Talkshow - mich gibt es ab Minute 27. 

10. Dezember 2020

Heimspiel

Corona hat uns alle noch stets im Griff, jetzt - so kurz vor Weihnachten - um so mehr. Die meisten Galerien haben seit Monaten geschlossen, Ausstellungen sind rar geworden. Und selbst wenn sie stattfinden, dann geht niemand hin. Wir haben unsere Galerie noch stets geöffnet, coronaproof selbstverständlich, und hin und wieder verirrt sich sogar mal ein versprengter Besucher hierher. 

Die Kunst, die hier normalerweise zu sehen ist, hat in diesem komischen Jahr kaum ein interessiertes Publikum gefunden. Wir haben deshalb beschlossen, erstmal keine fremden Künstler mehr auszustellen - ausbleibende Besucher sind weder für den Künstler gut, noch für die Galerie. 

Aber natürlich wäre es Sünde, die Räume leer stehen zu lassen - gute Möglichkeit für mich, die Galerie mal wieder mit meinen eigenen Arbeiten vollzuhängen. Und sei es nur, um Abschied zu nehmen: ein großer Teil der jetzt gezeigten Arbeiten geht im Februar auf's Schiff nach Taiwan und wird dann hier in Europa nicht mehr zu sehen sein.

Hier finden Sie einen kleinen virtuellen Rundgang - sollten Sie die Bilder im Original sehen wollen, dann sind Sie jederzeit willkommen. 

Die Galerie ist geöffnet jeweils dienstags bis samstags von 14.00 - 17.00 Uhr.

(Galerie Pictura, Aijenseweg 16 b, 5854 PT Aijen (Gemeinde Bergen, Limburg - Niederlande)

Das Virus hält die Welt im Griff… Auch wir sind jetzt so oft wie möglich zu Hause und versuchen, das  Beste daraus zu machen, gesund und glücklich zu bleiben. Und trotzdem unseren Teil zur Gesellschaft beizutragen.  Arbeit gibt es zum Glück genug - im Garten, im Atelier, und wir werden hier und da auch unser Haus renovieren.

Es ist eine Zeit, über viele Dinge nachzudenken. Alles wird sich in einem schnellen Tempo ändern und wir müssen versuchen, uns so gut und schnell wie möglich darauf einzustellen, wie Chamäleons. Mein nächstes Bild könnte also ein Chamäleon enthalten… da meine Bilder meine Gedanken, meine Sorgen und meine Seele sind.

Kunst wird eines der Berufsfelder sein, die wirklich hart getroffen werden. Ich hoffe, dass alle professionellen Künstler ihre wichtige Reise sicher fortsetzen können. Kunst macht die Welt zu einem besseren Ort. Sie gibt der Welt Glück, Hoffnung und Farbe und bringt Menschen dazu, über soziale Medien und Ausstellungen hinweg zu denken, zu teilen, zu fühlen und sich weltweit zu verbinden. 

Galerien und Museen sind alle geschlossen, so dass es schwieriger ist, Kunst zu verkaufen. Vergesst jedoch nicht, dass der Online-Verkauf zu einem großen Teil des Wachstums professioneller Künstlerkarrieren wurde. Social Media ermöglichen es, seine Arbeiten einem weit größeren Publikum zu zeigen, keine Galerie kann da mithalten.  Und das Unterrichten von Zeichnen bzw. Malen kann auch online erfolgen, und genau darauf werde ich mich in der kommenden Zeit konzentrieren. Es ist wichtig, dass das Handwerk nun nicht stirbt.

Ich male jeden Tag weiter, meine Gefühle, mein Glück, meine Verzweiflung und meine Hoffnungen. Es hat sich noch nie so wichtig angefühlt.

Lasst uns ein Licht auf die Welt werfen! Liebe Künstler, liebe Berufskollegen, liebe Besucher dieser Website: Bleibt gesund und verliert nicht den Mut!

Weit weg und doch so nah…

Gesundheit & Liebe an alle,
Eure Brita

29.3.2020